Patienten mit chronischen Schmerzen für Studie mit cannabishaltigen Medikamenten gesucht

Ob die Einnahme von Cannabispräparaten bei Patienten mit chronischen Schmerzen wirksam ist, soll eine neue Studie zeigen, an der sich auch die LUP-Klinikum Helene von Bülow gGmbH beteiligen. Das Schmerz- und Rückenzentrum am Standort Hagenow ist das einzige Zentrum in Mecklenburg-Vorpommern, das an der in Deutschland und Österreich durchgeführten Studie teilnimmt. Aktuell sucht Chefarzt Dr. med. Kay Niemier nach Patienten mit verschiedenen chronischen Schmerzsyndromen. Geeignet sind Personen mit Rückenschmerzen, mit Schmerzen in den Händen und/oder Füßen aufgrund eines durch die Zuckerkrankheit verursachten Nervenschadens (diabetische Polyneuropathie), Patienten mit Schmerzen nach Nervenschädigung durch einen Unfall, einer Operation oder einem Bandscheibenvorfall sowie mit Schmerzen bei Erkrankungen des Gehirns oder Rückenmarks (z.B. nach Schlaganfällen, Multipler Sklerose, Querschnittlähmungen). Neben weiteren medizinischen und persönlichen Voraussetzungen müssen die Probanden mindestens 18 Jahre alt sein. „Patienten, die glauben für diese Studie geeignet zu sein und teilnehmen möchten, können gerne Kontakt mit dem Schmerz- und Rückenzentrum aufnehmen“, sagt Dr. med. Kay Niemier. Nach einem kurzen Test auf Eignung, werden die potentiellen Probanden dann zu einer Voruntersuchung durch einen Prüfarzt eingeladen. Von vornherein ausgeschlossen sind unter anderem schwangere und stillende Frauen, Personen, die an einer schweren Herz-, Leber- Nieren- oder Kreislauferkrankung leiden, schwere psychiatrische Erkrankungen oder Suchterkrankungen haben. Bei der auf ein Jahr angelegten Studie handelt es sich um eine randomisierte Doppelblindstudie. Das heißt, die Patienten werden per Zufall einer Behandlungsgruppe zugeordnet (Cannabispräparat oder Placebo/Scheinmedikament), ohne dass diese oder die Prüfärzte wissen, welches Präparat verabreicht wird. Nach sechs Monaten dieser Doppelblindphase erhalten beide Patientengruppen für weitere sechs Monate das Cannabispräparat. „In dieser Zeit müssen die Patienten regelmäßig Fragebögen ausfüllen und Schmerzstärken dokumentieren. Die Dokumentation erfolgt mittels Smartphone über eine eigens entwickelte App. Darüber hinaus müssen regelmäßig Termine bei uns im Schmerz- und Rückenzentrum wahrgenommen werden“, sagt Dr. med. Kay Niemier. Das verabreichte cannabishaltige Medikament, ein THC-Präparat, wurde von dem Pharmaunternehmen APURANO entwickelt. Um eine gute Aufnahme über die Schleimhäute zu erreichen, wurde mit Hilfe der Nanotechnologie das THC verpackt und kann so leicht über die Mundschleimhaut aufgenommen werden. Gegenüber herkömmlichen Cannabispräparaten benötigt man deutlich geringere Dosierungen, um einen klinisch relevanten Effekt zu erreichen. Die Einnahme erfolgt über eine Sprühflache in die Mundhöhle. Die Studie dient der Zulassung des Medikaments in Europa (EMA) und den USA (FDA). Wenn sich das Cannabispräparat dem Placebo gegenüber als überlegen erweist und sich ein zusätzlicher Nutzen gegenüber den aktuellen konventionellen Therapien zeigt, könnte nach einer entsprechenden Zulassung durch die Behörden und einer positiven Nutzenbewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) das Medikament in die Regelversorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen übernommen werden. „Zwar ist die Verabreichung von medizinischem Cannabis in Deutschland bereits erlaubt, allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Daten über die Wirksamkeit dieser Medikamente. Daher können Ärzte Cannabispräparate verordnen, aber die Krankenkasse muss vor Anwendung die Verordnung genehmigen. Weiterhin ist nicht klar, bei welchen Patienten und welchen Krankheitsbildern Cannabispräparate tatsächlich wirken“, sagt Dr. med. Kay Niemier. Durch die Teilnahme an der Studie erhofft er sich hier Rückschlüsse, um seinen Schmerzpatienten eine noch individuellere Therapie zu ermöglichen. Falls sich interessierte Personen für die Studie als ungeeignet erweisen, werden sie dennoch nicht abgewiesen. Sie bekommen einen regulären Termin in der schmerztherapeutischen Ambulanz im Schmerz- und Rückenzentrum in Hagenow angeboten.

Kontakt zur Teilnahme:
LUP-Klinikum Helene von Bülow gGmbH
Schmerz- und Rückenzentrum
Parkstraße 12
19230 Hagenow
Tel.: +49 3883 736 726
E-Mail: schmerztherapie-hgn@wmk-hvb.de

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